US-Fußball-Historie

Die Anfänge

Der moderne Fußball, der sich zwischen den 1860er und den 1880er Jahren über die Britischen Inseln ausbreitete, fing recht schnell an, auch die Nordamerikaner für sich zu begeistern. Schon 1884 wurde mit der American Football Association (AFA) der Versuch gewagt, einen Landesverband zu installieren. Bereits 1885 fand ein erstes inoffizielles Länderspiel zwischen den USA und dem britischen Kanada statt. Dieses Spiel gilt heute als erstes Länderspiel, das außerhalb des Vereinigten Königreichs ausgetragen wurde. Die heutige USSF ging aus einer grundlegenden Reform der AFA 1913 hervor. Das erste offizielle Länderspiel wurde jedoch erst drei Jahre später ausgetragen; die US-Fußballnationalmannschaft traf 1916 auf Schweden. Dieses Spiel war zugleich das erste Spiel, das zwischen zwei Nationalteams unterschiedlicher Kontinente stattfand.

Mannschaftsfoto der US-Fußballnationalmannschaft im Olympiastadion Stockholm vor dem Spiel gegen die Hausherren aus Schweden. Die USA gewannen mit 3:2.

1914 fand die Erstaustragung des heutigen Lamar Hunt U.S. Open Cups statt, welcher seitdem ohne Unterbrechungen ausgetragen wurde und dadurch als der weltweit älteste kontinuierlich ausgetragene Wettbewerb gilt, der nicht auf den Britischen Inseln beheimatet ist. Als erster ernstzunehmender Landespokal trat er in Konkurrenz mit dem seit 1885 ausgetragenen und von der AFA geschaffenen American Cup, der sich Anfang der 1920er Jahre geschlagen geben musste und 1924 das letzte Mal ausgetragen wurde.

Als somit einziger landesweiter Wettbewerb galt der Open Cup, damals noch unter dem Namen National Challenge Cup, als wichtigste Trophäe in den USA und ultimatives Ziel für alle US-Vereine.

Die Erstausgabe gewann der Brooklyn Field Club. Schon 1898 gegründet, trat er ab 1909 in der halbprofessionellen National Association Foot Ball League an, welche zusammen mit der Southern New England Soccer League die stärkste US-Liga dieser Ära war. Sie gehörten in den 1910er Jahren zu den Topadressen des Landes und gewannen 1914 das Double.

Andere Spitzenclubs waren die West Hudson A.A., welche ebenfalls in der NAFBL antrat, dort Serienmeister war und 1912 gar das erste Double der US-Fußballgeschichte gewann, und die Fall River Rovers aus der SNESL, denen es gelang, sowohl den American Cup, als auch den National Challenge Cup zu gewinnen. Später gingen die Rovers in den Fall River Marksmen auf.

Emblem des Brooklyn Field Club
Mannschaftsfoto des Brooklyn Field Club aus der Saison 1913-14.
Mannschaftsfoto der Fall River Rovers 1917, zusammen
mit den beiden Trophäen, die sie in diesem Jahr gewannen:
dem National Challenge Cup (vorn) und dem Times Cup (hinten).

Die erste Profiliga in den USA

Ein weiteres Fußballzentrum des Landes war zu dieser Zeit St. Louis. In St. Louis existierte mit der 1907 gegründeten St. Louis Soccer League gar die erste Profiliga der USA. Ursprünglich erschaffen, um der dortigen Association Foot Ball League Konkurrenz zu machen, fusionierten beide Ligen bereits 1908. Flaggschiff der Liga war St. Leo’s, die 1903 in Leben gerufen wurden und ab da in der Association Foot Ball League teilnahmen, ehe sie durch die Verschmelzung zur St. Louis Soccer League stießen. St. Leo’s war eines der ersten vollprofessionellen Fußballteams der USA und dominierte den Fußball in der Stadt über Jahre. Um die Vorherrschaft zu brechen, diskutierten die Verantwortlichen leidenschaftlich darüber, die Liga wieder in einen reinen Amateurbetrieb zurückzuverwandeln, was eine Spaltung herbeiführte. Von 1913-1915 gab es daher zwei Spielbetriebe, einen professionellen und einen für Amateure.

Durch diesen Umstand schloss sich auch der neugegründete Ben Millers der professionellen Liga an. Ben Millers war ein von einer Hutfabrik gesponsertes Team, das seine Qualitäten gleich von Beginn an unter Beweis stellen konnte und beide Saisons in der Profiliga als Vizemeister abschloss (jeweils hinter St. Leo’s).

Nachdem die Differenzen 1915 beigelegt wurden, schlossen sich beide Ligen wieder zur SLSL zusammen. Ben Millers löste St. Leo’s als Topteam ab und gewann die ersten drei Meisterschaften in der wiederbelebten St. Louis Soccer League (1915-1918). Zwei Jahre später, im Jahre 1920, war Ben Millers das erste nicht im Nordosten beheimatete Team, das den Landespokal gewinnen konnte. Zusammen mit der vierten Meisterschaft in diesem Jahr gelang ihnen das Double.

Goldene Ära

In den 1920er Jahren, die nachträglich oft als „Goldene Ära“ des US-Fußballs bezeichnet werden, schöpfte das Land erstmals sein fußballerisches Potential aus. Sie begann 1921 mit der Gründung der American Soccer League, die die erste ernstzunehmende Profiliga des Landes war. Die beiden dominierenden Vorgängerligen, die NAFBL und die SNESL, galten als nachlässig organisiert, weshalb der Unmut unter den Teams immer größer wurde. Clubs aus beiden Ligen schlossen sich daher zusammen und gründeten kurzerhand die ASL als gemeinsame Liga. Die SNESL und die NAFBL wurden daraufhin aufgelöst.

Die ASL wurde im Gegensatz zu ihren Vorgängern äußerst diszipliniert geführt, was sich umgehend in ihrem Erfolg bemerkbar machte. Selbst im Mutterland des Fußballs sprach sich schnell herum, dass das Spielniveau hoch und der Dienst als Kicker gut bezahlt war, weshalb zahlreiche Profis, vor allem aus England und Schottland, in die Vereinigten Staaten wechselten. In der ASL waren über 50 Europäer aktiv, die zeitgleich auch Nationalspieler ihres Landes waren. Die Liga wurde vor allem von zwei Mannschaften dominiert; dem Bethlehem Steel F.C. und den Fall River Marksmen.

Der Bethlehem Steel F.C. war schon früh erfolgreich. Mannschaftsfoto vor dem letzten Saisonspiel 1914/1915 gegen den Brooklyn Celtic F.C.

Der Bethlehem Steel F.C. wurde 1907 von Stahlarbeitern der Bethlehem Steel Corporation als Ausgleich zu ihrem harten Arbeitsalltag gegründet. Die Bethlehem Steel Corporation stellte den Stahl für Bauwerke wie der Golden Gate Bridge, dem Empire State Building oder dem Hoover-Staudamm her und war außerdem eines der wichtigsten Rüstungsunternehmen der Welt. Der Chef des Unternehmens, Industriemagnat Charles Schwab, war ebenso wie seine Angestellten ein großer Anhänger des Fußballs und unterstützte die Mannschaft tatkräftig. 1913 baute er der Mannschaft ein Stadion, das Bethlehem Steel Athletic Field. 1914 half er der Mannschaft, ein professionelles Team zu werden. Schwab gelang es, viele talentierte Spieler von nah und fern für den Club zu begeistern und sorgte so für den anhaltenden Erfolg des Teams.

Eine zeitgenössische Postkarte des Bethlehem Steel Athletic Fields. Das
Spielfeld mit seiner markanten Haupttribüne existiert noch heute und
wird vom Moravian College als Spielstätte benutzt.

Nach ständigen Ligawechseln, die dem Erfolg jedoch keinen Abbruch taten, trat man 1917 schließlich der NAFBL und 1921 der ASL bei. Für die Premierensaison in der ASL zog das Team ins nahegelegene Philadelphia um und gewann als Philadelphia Field Club die erste Meisterschaft. Der Umzug stellte sich aufgrund des mangelnden Zuspruchs der Bevölkerung schnell als Fehler heraus, weshalb die Mannschaft schon ein Jahr später nach Bethlehem zurückkehrte.

Schon Ende der 1910er Jahre tourte das Team durch Europa und war damit das erste US-Team, das solche Reisen unternahm.

Durch die Gewinne des National Challenge Cups 1915, 1916, 1918, 1919 und 1926 gilt Bethlehem Steel bis heute als Rekordpokalsieger der USA und teilt sich diesen Titel mit Maccabi Los Angeles, die das Turnier in den 1970er Jahren dominierten und es ebenfalls fünfmal gewannen.

Die Fall River Marksmen haben ihre Wurzeln in den schon 1884 gegründeten Fall River Rovers. In den 1880er Jahren fand in der Stadt mit ihrer bedeutenden Textilindustrie ein wirtschaftlicher Aufschwung statt, der viele Arbeiter aus der alten Welt anlockte. Die Zuwanderer, die in Fall River ihr Glück suchten, kamen aus Québec und Irland, aber auch aus Glasgow und anderen Fußballhochburgen des Vereinigten Königreichs. Sie gründeten in ihrer neuen Heimatstadt eine Vielzahl an Fußballvereinen, darunter auch die Rovers.

Von allen Vereinen der Stadt waren die Rovers die führende Macht. 1888 und 1889 gewannen sie den American Cup und holten den Pokal damit das erste Mal in die Stadt. Sie gaben in allen Ligen, an denen sie bis 1915 teilnahmen, den Ton an. Nachdem sie in der New England League und der Eastern Soccer League spielten, wechselten sie 1915 zur Southern New England Soccer League. Bis 1921 waren sie in der SNESL aktiv, gewannen 1917 den Ligapokal Times Cup und wurden zweimal Vizemeister (1917 und 1921).

Wappen der Fall River Marksmen.

Für die Teilnahme an der ASL nahm man eine Neugründung vor und nannte das Team Fall River United. United übernahm einen Großteil des Kaders der Rovers, dennoch verlief die Premierensaison nur durchwachsen.

Ein Jahr später, 1922, nahm sich Sam Mark des Teams an. Mark, gebürtig aus Fall River, arbeitete zu Beginn seiner Karriere als Baseball- und Basketballpromoter und kam schon früh in den Besitz verschiedener Fußballvereine. Ursprünglich kein Fußballfan, war er beeindruckt von den Massen, die die Fall River Rovers anlockten, und nahm 1922 die Chance wahr, den Abwärtstrend seines Heimatvereins zu stoppen. Er nannte das Team kurzerhand Fall River Marksmen (Wortspiel: dt. eigentlich „Schützen“, aber gemeint wie „Mark’s Men“) und baute dem Team ein neues Stadion.

Teamfoto der Fall River Marksmen aus dem Jahr 1921.

Bei der Wahl des Standortes machte er sich die besondere Lage von Fall River zunutze, welches unmittelbar an der Grenze zum US-Bundesstaat Rhode Island liegt. Das Stadion wurde in North Tiverton, Rhode Island errichtet, ein vier Kilometer entfernter Nachbarort jenseits der Staatsgrenze. Dadurch war es der Mannschaft möglich, die Blue Laws des Staates Massachusetts zu umgehen, die unter anderem Sonntagsspiele unterbunden hätten. Das Stadion selbst lag schlussendlich nur 50 Meter von der Staatsgrenze entfernt.

Mark ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, das Stadion ebenfalls nach sich zu benennen: die Heimat der Marksmen war fortan das Mark’s Stadium.

Das Mark’s Stadium fasste 15.000 Zuschauer und stritt sich mit dem Bethlehem Steel Athletic Field um den Titel des ersten Soccer-Specific-Stadiums des Landes. Vorrangig für Fußball geplant und errichtet, war das Mark’s Stadium baulich auch in der Lage, Baseballspiele austragen zu können.

Beide Clubs waren schon vor der ASL ärgste Rivalen und wurden nun zu den unbestrittenen Aushängeschildern des US-Fußballs. Sie gehörten in dieser Zeit zur Weltspitze und brauchten keinen Vergleich mit kontinentaleuropäischen oder gar britischen Spitzenvereinen zu scheuen. 1930 rangen die Marksmen beispielweise auf ihrer Europatour die von Matthias Sindelar angeführte Austria aus Wien nieder. Dabei mussten die Gäste aus Fall River sogar auf ihre Starstürmer Bert Patenaude und Billy Gonsalves verzichten, die sich in dieser Zeit mit der Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft 1930 vorbereiteten.

Dieses Jahr sollte der vorerst letzte Höhepunkt im US-Clubfußball sein. Die durch den „schwarzen Donnerstag“ 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise machte der Liga und den Teams neben den teuren Verfahren der „Soccer Wars“ (s.u.) immens zu schaffen, sodass Bethlehem Steel schon 1930, die Marksmen 1931 und darauffolgend die ASL 1933 aufgelöst werden musste.

Zeitungsartikel aus dem Bethlehem Globe über Archie Starks erstes Spiel für Steel, 1924. Stark kam vom New York F.C. und erzielte in seiner ersten Saison für Bethlehem 70 Tore. Dieser Wert blieb knapp 90 Jahre Weltrekord und wurde erst von Lionel Messi überboten (72 Tore, 2012). Stark spielte von 1924-1930 bei Steel und traf in 221 Spielen 240 mal.

Auch Ben Millers blieb in den 1920er Jahren stark und wurde ein weiteres Mal dreimal in Folge Meister (1924-1927). Mit Beginn der 1930er Jahre setzte jedoch allmählich ein Niedergang ein, ehe das Team 1936 seine letzte Saison abschloss und den Spielbetrieb anschließend einstellte. 1939 fand die letzte Saison der St. Louis Soccer League statt.

In die Zeit der goldenen Ära fällt auch die erste Olympiateilnahme der US-Nationalmannschaft 1924 in Paris. Dieser olympische Fußballwettbewerb war das erste interkontinentale Turnier der Geschichte und galt als „Sternstunde des neuen Fußballs aus der Neuen Welt“, aufgrund der erdrückenden Dominanz der südamerikanischen Mannschaften. Die nur aus Amateuren zusammengestellte US-Auswahl kegelte in der ersten Runde des Wettbewerbs Estland mit 1:0 aus dem Turnier und traf im folgenden Achtelfinale auf die Weltauswahl aus Uruguay. Die von Pedro Petrone und José Andrade geführten Südamerikaner schlugen die USA mit 3:0 und wurden eineinhalb Wochen später Olympiasieger. Mit dem Ausscheiden war das Abenteuer Europa für die US-Boys jedoch noch nicht vorbei. Bevor es wieder in Richtung Heimat ging, absolvierten sie noch zwei Freundschaftsspiele gegen Polen in Warschau (3:2) und gegen Irland in Dublin (1:3) (Ergebnisse aus US-Sicht).

Vier Jahre später, bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam, setzte sich die südamerikanische Herrschaft weiter fort. Die USA unterlagen den späteren Silbermedaillengewinnern Argentinien im Achtelfinale mit 11:2. Die Goldmedaille gewann abermals Uruguay.

Teamfoto der US-Auswahl für die Olympischen Spiele in Paris, 1924.

Die „American Soccer Wars“

Da der bezahlte Fußball in Übersee von Europa aus äußerst kritisch beobachtet wurde, zog der schnell erstarkende US-Clubfußball schon früh die Missgunst der europäischen Ligen und Verbände auf sich, selbst die 1904 gegründete FIFA drohte mehrmals mit Sanktionen, u.a. drohte sie mit einem Ausschluss des US-Verbandes USFA. Zu allem Überfluss kippte auch die Stimmung zwischen der USFA und der ASL, die sich unter anderem nicht über ihre Zuständigkeiten einig werden konnten. Die ASL konkurrierte damals in Sachen Popularität mit der NFL, war jedoch eine geschlossene Organisation ohne Auf- und Abstieg und nur unter Bedingungen dazu bereit, die Vorgaben des Verbandes zu erfüllen. Letztendlich eskalierte der Konflikt aufgrund wiederkehrender Terminkollisionen zwischen dem ASL-Ligabetrieb und dem vom Verband organisierten National Challenge Cup. 1925 boykottierte die ASL schließlich den nationalen Pokal und warf der USFA mangelnden Kooperationswillen vor. Für den Boykott gab es auch finanzielle Gründe, welche die SLSL letztendlich dazu bewegte, sich dem Boykott anzuschließen. Die USFA beanspruchte ein Drittel der Ticketerlöse für sich, jedoch blieb den Auswärtsteams oft nicht einmal genug Geld, um die Anreise zu bezahlen, erst recht, wenn sie gegen unterklassige Amateurteams spielten, die ein ohnehin nur geringes Zuschauerinteresse generierten.

Die USFA reduzierte ihren Anteil für das kommende Jahr. Die Ligen nahmen daraufhin wieder am Cup teil.

Zwei Jahre später spitzte sich auch der Streit zwischen der ASL und der FIFA zu, weil die ASL wiederholt Spieler verpflichtete, die bereits Verträge mit europäischen Mannschaften geschlossen hatten. Um etwaige Strafen abzuwenden, reiste der damalige Verbandspräsident Andrew M. Brown nach Helsinki zum FIFA-Kongress 1927. Kritisiert wurde dort außerdem noch die Tatsache, dass die ASL eine geschlossene Franchise-Liga war.

In der Hoffnung, sich entgültig vom nationalen Pokal lossagen zu können, dachte der New York Nationals-Mitbesitzer Charles Stoneham laut über ein Turnier nach, das „entgültig den US-Meister ermitteln soll“. Damit war schon früh das Konzept der Playoffs im Anschluss an eine reguläre Saison geboren. Jahre und Jahrzehnte später sollte dieses Konzept von vielen Ligen unterschiedlichster Sportarten adaptiert werden. Weiterhin schlug er vor, die ASL bis nach St. Louis auszuweiten und die Liga in zwei Gruppen einzuteilen, die „ihre eigenen Saisons ausspielen sollen“, ehe im Anschluss in den Playoffs der Landesmeister ausgespielt werden solle.

Nachdem das Modell und die Praktik der Liga weiterhin infrage gestellt wurde, rief die ASL 1928 erneut zum Boykott auf, welcher aber dieses Mal von Bethlehem Steel, den New York Giants und den Newark Skeeters ignoriert wurde, welche daraufhin für eine Saison suspendiert wurden und eine Strafe in Höhe von 1000$ zahlen mussten. Als Reaktion darauf bezeichnete der Verband die ASL als „Verbrecherliga“. Die Clubeigentümer zeigten sich trotzig gegenüber der USFA und der FIFA und vertrauten weiter auf ihren guten Ruf, um gute Spieler für sich zu verpflichten.

Infolge darauf plante die USFA mit der Einführung der Eastern Professional Soccer League (ESL), die als Gegenspieler der ASL fungieren sollte, die Isolation der ASL. Die drei suspendierten Teams schlossen sich mit Teams der Southern New York Soccer Association zusammen und bildeten das Teilnehmerfeld. Nicht einverstanden mit der massenhaften Rekrutierung aus dem eigenen Teampool, sagte sich die SNYSA von der USFA los und verbündete sich mit der ASL.

Trotz dieser Verbrüderung bedeutete die Gründung der ESL erhebliche Einbußen für die ASL. Aufgrund der drohenden Pleite wurden die Verandlungen wieder aufgenommen und nach Jahren des Streits erfolgreich abgeschlossen. Im Jahre 1929 schlossen sich die ESL und die ASL zusammen, der Name American Soccer League wurde beibehalten.

Nur zwei Wochen nach Beendigung der „Soccer Wars“ begann die Weltwirtschaftskrise, welche mittelfristig für das vorläufige Ende des US-Profifußballs sorgen sollte. Die finanziell belastenden letzten Jahre sorgten dafür, dass die Einbußen infolge der Krise nicht kompensiert werden konnten.

Obwohl die USFA und die FIFA die „Fußballkriege“ gewannen und ihre Vormachtstellung gegenüber der ASL behaupteten, schadeten sie dem Ruf des Sports in den USA nachhaltig. In der öffentlichen Wahrnehmung empfand man den Anblick eines US-Verbandes, der sich mit einer fernen europäischen Organisation gegen eine einheimische Liga verschwört, äußerst befremdlich. Es breitete sich schnell das Image vom Fußball als einen „von Fremden kontrollierten Sport“ aus, was dafür sorgen sollte, dass der US-Profifußball für mindestens 30 Jahre nicht mehr im Land Fuß fassen konnte.

Weltmeisterschaft 1930

Als Würdigung der hervorragenden Leistungen sollte in Uruguay das erste Welt-Nationenturnier stattfinden. Es ist bis heute die einzige WM ohne Qualifikation und sollte vorherst, wie die olympischen Turniere bisher, im K.O.-Modus ausgetragen werden. Da man aber verhindern wollte, dass die Europäer nach der langen Anreise nach womöglich einem Spiel wieder abreisen mussten, entschied man sich, die erste Runde in vier Gruppen auszutragen. Gesetzt waren die stärksten amerikanischen Teams: Argentinien, Brasilien, Uruguay und die USA.

Die lange Anreise schlug sich auf das Interesse der Europäer nieder, an der WM teilzunehmen. Es nahmen 13 Teams teil (davon vier aus Europa), aufgeteilt in eine Vierer- und drei Dreiergruppen. In Gruppe 4 stand die USA gemeinsam mit Paraguay und Belgien.

Im Auftaktspiel der Gruppe 4 traf das überwiegend aus Debütanten bestehende USMNT auf Belgien und gewann überraschend hoch mit 3:0. Im zweiten Spiel konnten die US-Amerikaner ihre Stärke bestätigen und schlugen die chancenlosen Paraguayer ebenfalls mit 3:0. Bert Patenaude erzielte in diesem Spiel den ersten Hattrick der WM-Geschichte.

Als Gruppensieger qualifizierte sich die USA für das Halbfinale, Paraguay und Belgien schieden aus.

Teamfoto der US-Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Uruguay 1930.

Im Halbfinale trafen die US-Amerikaner auf Argentinien. Beide Teams fanden schwierigste Bedingungen vor; der Platz war wegen schweren Regens kaum bespielbar. Schon in der 4. Minute erlitt US-Keeper Jim Douglas eine Knieverletzung, sechs Minuten später brach sich der US-Mittelläufer Raphael Tracey das Bein, spielte aber noch bis zur Halbzeit weiter. In der ersten Hälfte waren die USA den Argentiniern ein ebenwürdiger Gegner und lagen bis zum Seitenwechsel nur mit einem Tor zurück (1:0).

In der Halbzeit wurde Tracey aus dem Spiel genommen und die US-Boys mussten den Rest der Partie in Unterzahl bestreiten, während Douglas wegen seiner Rolle als Torhüter durchspielen musste (Auswechslungen waren nach damaligem Reglement noch nicht erlaubt).

Nachdem das argentinische Spiel durch die Überzahlsituation immer mehr an Fahrt aufnahm und sie ihre Führung weiter ausbauen konnten (2:0), verletzte sich im Laufe der zweiten Hälfte auch noch der US-Mittelfeldakteur Andrew Auld im Gesicht, welches er sich mit Chloroform betäuben lassen musste. In den letzten zehn Minuten brachen die verletzungsgeschwächten US-Boys ein und kassierten noch vier weitere Tore, wodurch sie schlussendlich mit 6:1 unterlagen.

Bert Patenaude war der dritterfolgreichste Torschütze dieser WM mit vier Treffern.

Niedergang

Im Laufe der 30er Jahre stand es um den US-Fußball immer schlechter. Infolge der Weltwirtschaftskrise und der Soccer Wars mussten die bedeutendsten Ligen und Mannschaften ihre Pforten schließen, wodurch die Nationalmannschaft auch ihre Rekrutierungsbasis verlor. Der Amateurfußball übernahm wieder das Zepter und ersetzte mit vielen gleichrangigen Oberhäusern die ASL und andere Profiligen des Landes.

Wird fortgesetzt. 
Teil 2 wirft einen Blick auf die Entwicklung des US-Fußballs
von 1940-1970.